Zwischenräume. Wenn Farbe zu sprechen beginnt.

Zwischenräume. Wenn Farbe zu sprechen beginnt.

Der Ort dazwischen

Es gibt Momente, die sind weder laut noch leise.
Zwischen Einatmen und Ausatmen. Zwischen dem, was wir „richtig“ nennen – und dem, was wir einfach fühlen.

In diesen Zwischenräumen beginnt Kunst.
Und genau dort, in diesem poetischen Niemandsland, lebt die neue Serie: Mini Metrics – Zwischenräume.

Diese kleinen Formate tragen große Ideen.
Sie sind farbliche Verdichtungen, emotionale Fragmente, leuchtende Stillpunkte im Alltag.
Und sie entstehen aus einer künstlerischen Praxis, die sich ganz der Sprache der Farbe verschrieben hat.


Farbe als Orchester – Die künstlerische Haltung von Barbara Gerasch


Seit über 25 Jahren folge ich dem, was sich nicht in Worte fassen lässt.
Ich bin Malerin, weil ich mit Farben das sagen kann, was Sprache nicht transportiert.

Ich begann mit Porträts – ein Motiv, das mir lag. Doch bald schon erkannte ich:
Mein eigentliches Thema ist die Farbe. Ihre Wirkung, ihre Beziehungen, ihre Komplexität.
Ich studierte Farbtheorie – von Itten bis Küppers – und begann, Farben wie Instrumente zu verstehen.

Am Anfang war alles da, alles wollte gleichzeitig erklingen. Ein ganzes Orchester, wild und ungestüm.
Heute entscheide ich mich oft bewusst für einen Drei- oder Vierklang. Weniger Farben, mehr Resonanz.
Ich male, bis ein Bild leuchtet. Bis eine Farbnuance die andere zum Singen bringt.
Dann weiß ich: Jetzt ist das Bild fast fertig.


Mini Metrics – Farbe pur. Ohne Alibi.


Die Mini Metrics (auch „MiniMatrix“) sind der konzentrierteste Ausdruck meiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit Farbe.
Keine Figur. Kein Tier. Keine Geschichte.
Nur Farbe – in ihrer reinsten Beziehung: zueinander.

Jede Mini Metrics besteht aus konzentrischen Farbringen.
Sie greifen ineinander wie Stimmen in einem vielschichtigen Chor, rhythmisieren den Raum – ohne ihn zu beschreiben.
Es gibt kein Motiv, das Farbe rechtfertigt. Die Farbe ist hier das Motiv selbst.

Diese kleinen Arbeiten sind kein dekoratives Spiel.
Sie sind Entscheidung. Stille. Klang. Präsenz.
Ein Versuch, unsere Wahrnehmung zu verlangsamen – nicht auf das, was abgebildet ist, sondern auf das, was wirkt.

Wie in der Musik lebt auch hier alles von Spannung, Reibung, Temperatur, Rhythmus.
Ein Orchester aus Nuancen, dirigiert von einem inneren Impuls.


Mini Metrics – Warum klein manchmal größer ist


Mit der Serie Mini Metrics verdichte ich meine künstlerische Praxis auf kleinstem Raum.
Diese Werke sind keine Skizzen, sondern vollständige, durchdachte Bilder.
Farblich ausbalanciert, intuitiv komponiert, konzeptionell durchdrungen.

Der Arbeitsprozess im Überblick

  • Beginn mit eiem intuitiven Impuls - häufig inspiriert von Formen aus der Natur.
  • Digitale Bearbeitung & starke Vergrößerung - oft bis zu 600-fach.
  • Malerische Umsetzung auf Leinwand - mit gestischem Untergrund.
  • Farbliche Komposition - ein Wechselspiel aus Erfahrung, Intuition und Wissen.

Doch im Miniaturformat liegt eine besondere Herausforderung:
Jede Farbe muss stimmen. Jeder Pinselzug trägt Gewicht.
Die kleinste Nuance kann den Unterschied machen zwischen Stille und Leuchten.


Zwischenräume – Was wirklich bleibt

Der Titel dieser Serie ist kein Zufall.
Zwischenräume meint nicht nur formale Reduktion – sondern emotionale Tiefe.

Zwischenräume sind:

  • Der Moment vor einer Entscheidung.
  • Das Innehalten zwischen zwei Atemzügen.
  • Die stille Zeit zwischen zwei Jahreszeiten.

Es sind Räume, die wir selten bewusst betreten – und die doch voller Bedeutung sind:
Nostalgie. Hoffnung. Erinnerung.
Ein Mini Metrics-Bild ist wie ein Polaroid aus so einem Moment.
Eine Essenz. Eine Resonanz.


Wahrnehmung verändern – mit Farbe allein

Ich zähle bewusst Motive oder Formen, die ambivalent sind.
Ein Käfer. Ein Insekt. Ein Fragment, das wir im Alltag übersehen.
Aber: vergrößert, abstrahiert, durchdrungen von Farbe, passiert etwas.

Was „hässlich“ war, wird schön.
Was wir ignorieren, fordert unsere ganze Aufmerksamkeit.
Die Mini Metrics sind ein Perspektivwechsel – poetisch, still, stark.

Sie stellen keine Fragen.
Sie geben keine Antworten.
Aber sie öffnen einen Raum.


Ein Moment. Ein Leuchten.

Jede Mini Metrics entsteht aus Intuition, digitalem Sehen, langjähriger Erfahrung – aber vor allem aus Konzentration.
Wenn die letzte Farbe gesetzt ist und das Bild zu leuchten beginnt,
dann weiß ich: Jetzt ist es vollständig.

Ein inneres Licht. Kein Effekt.
Kein Trick.
Eine Resonanz – die man sieht. Und spürt.


Fazit – Kunst im Übergang

Die Mini Metrics-Serie „Zwischenräume“ ist ein künstlerisches Statement für das, was oft übersehen wird.
Ein Raum für das Nicht-Gesagte. Für das Noch-Nicht.

Und genau dort, ganz leise, beginnt vielleicht das,
was wirklich zählt.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar