
Barbara Gerasch
Farbe.Tiefe.Klang.
Ihre Werke verbinden Farbe, Form und textile Techniken zu sinnlichen Bildkompositionen. In ihrer Kunst verschmelzen philosophische Fragen mit intensiven Farbklängen – und laden zum Verweilen, Fühlen und Forschen ein.
Der Weg zur Farbe – Barbara Geraschs Biografie
Barbara Gerasch ist bildende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Nach einer existenziellen Zäsur fand sie in der Kunst nicht nur eine Ausdrucksform, sondern ein Resonanzfeld, in dem Farbe, Material und Bedeutung aufeinandertreffen.
Sie studierte Malerei an der Freien Kunstschule Berlin sowie an der Akademie für Malerei Berlin bei Ute Wöllmann, die sie 2010 zur Meisterschülerin ernannte.
In ihren Arbeiten kombiniert Barbara Gerasch klassische und textile Medien: Acrylfarbe, Freemotion Quilting als zeichnerisches Element, Collage, Diamond Painting (Micromosaic) und Patchwork. Besonders in der Serie Mini Metrics verdichtet sich ihre künstlerische Handschrift: farbige quadratische Ringe, die sich ohne gegenständliches Motiv zu intensiven Klangfeldern verweben. Farbe wird hier zum Medium der Erinnerung, zur Stimmung, zur Frage.
Ihr Werk kreist um zentrale philosophische und spirituelle Themen: Welche Bedeutung hat der Mensch für die Welt? Was wäre die Welt ohne uns? Welche Rolle spielt die Tierwelt – und wie gehen wir mit anderen Wesen und Dingen um? Ihre Werke geben keine Antworten. Sie schaffen Denk- und Empfindungsräume – ruhig, tief, vielschichtig.
Barbara Geraschs Kunst ist eine Einladung, im Sichtbaren das Unsichtbare zu spüren. Und im Zwischenraum das Leben.

"Folge deinen Impulsen. Vertraue deinem inneren Kompass. Und lass dich nicht beirren von den Stimmen anderer. Der Weg entsteht beim Gehen – und beim Malen."
Farbe als Klang – ein Artist Statement
Vor über 25 Jahren stand ich an einem inneren Wendepunkt. Eine vor mir selbst lange verborgene Leidenschaft zur Kreativität drängte nach außen – und ich beschloss, ihr Raum zu geben. Das Programm Der Weg des Künstlers von Julia Cameron war der erste Impuls. Innerhalb weniger Wochen führte mich dieser Weg in die Malerei – und mir war schnell klar: Ich möchte mein Leben als Malerin führen.
Ich begann zu studieren – sieben Jahre lang intensive Auseinandersetzung mit Farbe, Form und Technik. Schon damals war das Portrait meine Stärke, und ich vertiefte mich darin. Doch bald nach dem Studium erkannte ich: Mein eigentliches Anliegen ist die Farbe selbst. Ihre Wirkung, ihre Musik, ihre Fähigkeit, durch Kontrast, Nuance und Kombination einen inneren Raum zu eröffnen.
Ich begann, mich intensiv mit Farbtheorie auseinanderzusetzen – von Itten bis Küppers, mit Pinsel statt Notizbuch. Jedes Bild war ein Experiment, ein Lernen, ein Forschen. Anfangs fühlte ich mich wie jemand, der lauter Instrumente besitzt, aber keines spielen kann. Heute bin ich Dirigentin meines eigenen Farb-Orchesters. Ich kann entscheiden, ob ich ein leises Trio oder eine vielstimmige Sinfonie erschaffen möchte.
Früher wollte ich alle Farben auf einmal im Bild haben. Inzwischen arbeite ich mit ausgewählten Farbklängen – manchmal vier, manchmal nur drei Farben – und erreiche damit eine Klarheit und Leuchtkraft, die ich früher nicht kannte. Besonders faszinierend war für mich die Auseinandersetzung mit der Farbe Gelb. Lange habe ich sie gemieden – zu unstet, zu schwer zu führen. Erst mit der Zeit habe ich verstanden, wie ich Gelb zum Klingen bringen kann, ohne dass es kippt.

Das Motiv als Alibi
Der Beginn eines Bildes ist oft sehr pragmatisch: Ich recherchiere, meist online, nach Tiermotiven – besonders solche, die bei uns ambivalente Gefühle hervorrufen, als „hässlich“ oder „nutzlos“ abgestempelt werden. Ich liebe es, genau diese Tiere zu zeigen – groß, monumental, oft in Formaten von 1,50 bis 2 Metern – und ihnen durch Farbe und Form Schönheit, Würde, vielleicht sogar etwas Sakrales zu geben.
In Wahrheit ist das Tiermotiv nur ein Alibi. Was mich wirklich interessiert, ist das Zusammenspiel der Farben. Der Moment, wenn das Bild beginnt zu leuchten – wenn durch die Platzierung einer einzigen Nuance an der richtigen Stelle das Licht im Bild „angeht“. Das ist ein visuell und intuitiv spürbarer Moment – auch für den Betrachter. Es ist der Punkt, an dem das Bild fast fertig ist.
Der Malprozess
Farbe hat für mich wenig mit Emotion im klassischen Sinn zu tun. Vielmehr ist sie ein Ausdruck von Intuition, Erfahrung und Komposition. Ich denke in Farbklängen – wie in Musik. Ich arbeite nicht in Hell-Dunkel-Kontrasten, sondern eher in mittleren Tonwerten. Das Dunkelviolett führe ich ins Helle, ohne die Leuchtkraft zu verlieren. Jedes Bild ist wie eine Partitur, die ich zum Klingen bringe.
Technisch arbeite ich mit vorbereiteten Motivskizzen, die ich aus stark vergrößerten Details gewinne – bis zu 600-fach vergrößert. Dann übertrage ich sie schrittweise auf die Leinwand. Der Malprozess selbst beginnt gestisch, wild, intuitiv – der erste Farbauftrag ist wie ein musikalisches Vorspiel, rein körperlich, emotional frei. Danach folgt das Setzen der Farbtöne – präzise, überlegt, komponiert.
Ich verbringe viel Zeit damit, vor dem Bild zu sitzen und zu lauschen. Es ist ein innerer Zustand, fast tranceartig. Ich warte auf den Impuls, welche Farbe, welche Nuance an welche Stelle gehört. Und manchmal – besonders gegen Ende – verlangt das Bild eine überraschende Wendung. Dann kann es passieren, dass ich alles nochmal umbaue, um es vollenden zu können.

Wirkung und Bedeutung
Die Kombination aus einem vermeintlich „hässlichen“ Motiv und der opulenten Schönheit der Farben schafft eine Spannung, die viele Menschen tief berührt. Es kommt vor, dass Betrachter mit Tränen in den Augen vor einem Bild stehen. Das bewegt mich – aber sobald ein Bild fertig ist, lasse ich es los. Es gehört dann nicht mehr mir, sondern dem, der es betrachtet. Jeder darf seine eigene Geschichte, sein eigenes Gefühl dazu finden. Das Bild ist erst mit dem Betrachter vollständig.
Schönheit ist für mich das, was in uns ein Gefühl von Erhabenheit, Fülle und innerer Weite auslöst – unabhängig vom Gegenstand. Und genau dieses Gefühl möchte ich mit jedem Bild erzeugen.

Mini Metrics: Klangfelder im Miniaturformat
Die Mini Metrics verbinden Barbara Geraschs künstlerische Handschrift mit einer neuen Form der Mikromosaik-Kunst. Jedes Werk ist ein farblicher Gedanke – dicht, klar, klangvoll. Gemeinsam mit unserer Manufaktur entstehen Editionen, die Kunst und Handwerk auf besondere Weise vereinen.
Zur Serie "Zwischenräume"
Zur Serie "Schöner Widerspruch"